Regimegegner am GFB

Stasi-Opfer Manfred Kühnelt berichtet aus seiner Zeit in der DDR

Wie schafft man es monatelang isoliert zu leben, ohne Beschäftigung, ohne Sport, ohne Fernsehen, ohne Bücher, ohne Menschen und dabei nicht wahnsinnig zu werden?

In genau dieser Situation befand sich Manfred Kühnelt, ein Zeitzeuge der DDR, der unsere Schule am kurz vor den Herbstferien besucht hat. Er ist ein sogenannter Regimegegner. Klingt erst einmal furchteinflößend, oder? Was muss er wohl verbrochen haben, um solch ein Schicksal erleiden zu müssen?

Die Antwort: Nichts! Beziehungsweise nichts, was in unseren Augen als Straftat eingestuft werden könnte. „Es ist eine Frechheit, dass jemandem eine gute Tat dermaßen zu Last gelegt wird“, sagt Lilly Drenk aus der Q2. Manfred Kühnelt wollte lediglich einer Frau, die er nicht einmal kannte, helfen, über die Grenze der DDR in die BRD zu gelangen. Für dieses Vergehen wurde er sechs Monate in U-Haft gesperrt, in welcher er vollkommen isoliert leben musste. Anschließend wurde er für etwa 30 Monate in das berüchtigte Stasigefängnis Hohenschönhausen gesperrt. Dort musste er sich mit 15 weiteren Häftlingen eine Zelle teilen.

Dies hört sich zunächst einmal angenehmer an, als so isoliert zu leben, wie in seiner U-Haft. Aber mit 15 völlig fremden Menschen auf engstem Raum zu leben ist alles andere als angenehm. Man bekommt keine Ruhe, hat keinen Rückzugsort, keinerlei Privatsphäre…Manfred Kühnelt hat jedoch das Beste aus dieser Situation gemacht. Er hat sich weitergebildet, denn er war beispielsweise mit einem Arzt zusammen eingesperrt, wodurch er sein Wissen über Medizin erweitern konnte. Zudem hat er sich dort viel sportlich betätigt oder Englisch von einem seiner Mithäftlinge gelernt. „Ich finde es bewundernswert, aus so einer schweren Zeit doch so viel Positives ziehen zu können“, erklärt Jana Sommer aus der Q2. Nachdem Manfred Kühnelt uns einiges über sich und sein Leben erzählt hatte, hatten wir die Möglichkeit ihm Fragen zu stellen und sind so in ein intensives Gespräch gekommen.

Ich empfand es als einen sehr lehrreichen Tag. Zum einen, weil Manfred Kühnelts Geschichte so interessant war. Aber auch, weil wir ihm unsere Fragen stellen durften. Insgesamt gab es sehr viel positives Feedback von unseren Schülern zum spannenden Vortrag von Manfred Kühnelt. Wir hoffen, dass den anderen Stufen später ebenfalls die Möglichkeit geboten wird, sich mit einem Zeitzeugen auszutauschen.

Lisa Freitag